Wir sind das Klima!: Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können
Ein Buch an der Grenze zwischen wissensbasierter Aufklärung und Panikmache
Den bekannten Besteller „Tiere essen“ des Autors habe ich bisher nicht gelesen, aber es ist kein Geheimnis, dass der Autor ein starkes inneres Bestreben hat, jegliche Art von Lebewesen auf dem Planeten Erde mit dem gleichen Respekt zu behandeln, wie es seiner eigenen Spezies gebührt. Ein durch und durch humanistischer Gedanke, den der Autor natürlich nicht sich selbst als Erfinder zuteilt, sondern dem bekannten und bereits verstorbenen Physiker Stephen Hawking (S. 240, deutsche Ausgabe). Als Merkmal dient dabei das Vorhandensein eines Bewusstseins, das demnach durch intentionales Verhalten gekennzeichnet ist. An dieser Stelle würden vermutlich viele Verhaltenspsychologen, -biologen und -ökonomen einhaken, aber für den Autor zählt dieses Zitat nur als Vorlage, um im nächsten Absatz den bisweilen oft von Verfechtern einer veganen Lebensweise (siehe z.B. der Internetauftritt von „ProVegan“) abstrusen Vergleich heranzuziehen, wie wohl eine außerirdische Spezies, die uns Menschen überlegen ist, mit uns umginge. Würden wir uns nicht wünschen, dass wir mit eben diesem Respekt behandelt werden? Natürlich würden wir das, doch dieser Vergleich ist genauso wenig hilfreich, wie die an mehreren Stellen metaphorisch schön erzählten „Was-Wäre-Wenn-Vergleiche“ mit den zivilen Anstrengungen der amerikanischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg an der „Heimatfront“ und was wäre, wenn es diese nicht gegeben hätte: die Weltherrschaft der Nazis, die Auslöschung der Juden und die Schlussfolgerung „Würde es uns dann überhaupt noch geben, würden wir die kollektive Unwilligkeit, Opfer zu bringen, rückblickend ebenso ungeheuerlich betrachten, wie den Krieg selbst“ (S. 242). Angesichts des Klimawandels und der menschheitsgegebenen Unfähigkeit alles Erdenkliche zu tun, um dessen schlimmste Auswirkungen noch zu verhindern, ist dann gleich die Rede von „Massenselbstmord“ und es wird einfach die Behauptung aufgestellt: „Wir bringen uns um, weil die Entscheidung für den Tod bequemer ist als die für das Leben“. Der Autor wechselt sehr gekonnt zwischen diesem fatalistischen Weltuntergangsnarrativ und der Sachebene, wo er im Gegensatz zu anderen Autoren und Aktivisten differenziert „dass es nicht der Planet ist, den wir retten wollen. Wir wollen das Leben auf dem Planeten retten, die Pflanzen, die Tiere und die Menschen“ (S. 233) und dass es auch nicht unmittelbar zum Massenselbstmord kommt. Vielmehr „wird das extreme Wetter uns zu Umsiedlungen zwingen, unsere Küsten werden unbewohnbar sein und die Wirtschaft wird zusammenbrechen. Es wird zu bewaffneten Konflikten kommen, die Nahrungsmittelpreise werden in die Höhe schnelle, Wasser wird rationiert werden, die Zahl der durch Umweltverschmutzung entstehenden Erkrankungen wird sprunghaft ansteigen, Moskitos werden sich ausbreiten …