Ich habe es satt!: Wie uns Ernährungsgurus krank machen
Ein mutiges Buch mit Verstand und Augenmaß verfasst
Nun, dem Autor von „Ich habe es satt“ ist es gelungen, ein autobiographisches Sachbuch zu schreiben, dass sich nicht an der Dramaturgie antiker Helden-Sagas festmacht, sondern an einer zutiefst persönlichen Erfahrung mit Ernährungstrends, Gurus und falschen Versprechungen, die uns in unserer Wohlfühl- und Wohlstandsgesellschaft nahezu täglich auf sämtlichen Kanälen begegnen.
Es geht ihm dabei nicht darum, etwa ein wissenschaftliches Fazit zu ziehen oder am Ende die einzig wahren Ernährungstipps zu liefern, sondern er schildert im Detail die teilweise perfiden Verkaufstricks, mit denen uns selbsternannte Experten, Gurus, Ratgeber-Autoren, Nahrungsergänzungshersteller, auch Lebensmittelhersteller und selbst einige Ärzte falsche Versprechungen von Prävention und Heilung schlimmer Krankheiten bis hin zum Menschheitstraum vom ewigen Leben unterjubeln. Bestseller wie der eingangs genannte „Ernährungskompass“ oder „Die Weizenwampe“ (S. 66ff, 139ff) bekommen dabei genauso ihr Fett weg, wie einschlägige Internetportale, z.B. das wohl vielen bekannte „Zentrum für Gesundheit“ (S. 97, 134ff, 144). Was vielen Sachbuchautoren (ich schließe mich mit meinem Buch „Die Ich-Ernährung“ da ebenfalls ein, aber gelobe Besserung) nicht gelingt, schafft Nils Binnberg durch seinen authentischen Erzählstil nebenbei: Er entlarvt die häufigsten und teilweise fatalsten Mythen (Stoffwechsel-Diäten und Low Carb-Diäten, S. 33ff; Paleo-Diät, S. 41ff; Intervall-Fasten, S. 53ff; Zöliakie und Glutenunverträglichkeiten, S. 61ff; Milch: Laktose-Intoleranz, Eiweißallergie, S.75ff; und natürlich auch Veganismus und Clean Eating, S. 119ff; Blue Zones, S. 151ff) ohne reihenweise wissenschaftliche Studie zu bemühen, sondern durch einfache und bestechende Logik, die er anhand seiner Erfahrungen selber aufstellen kann. Da muss nichts erfunden werden und auch kein Storytelling drübergelegt werden. Es war, wie es war, und ist, wie es ist…