Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich: Über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik
Mit Statistik ein Stück näher an die Wahrheit
Das Autorenteam bestehend aus dem bekannten Psychologen Gerd Gigerenzer, der Datenanalyse-Expertin Katharina Schüller, dem Ökonom Thomas Bauer und dem Statistiker Walter Krämer hat jeweils schon eigene Buchprojekte veröffentlicht und veröffentlichen regelmäßig »Unstatistik des Monats«. Dabei haben sie es auf missverständliche und manchmal sogar irreführende Zahlenspiele in Medienberichte oder auch politischen Debatten abgesehen. Nun haben sie gemeinsam ein Buch veröffentlicht, um einen bewussteren und auch entspannteren Umgang mit Zahlen zu demonstrieren.
Fazit:
Das Buch ist in drei Teile gegliedert: „Denken in Daten“ (S. 12ff), „Was uns Medien versprechen“ (S. 90ff) und „Wie wir uns selbst betrügen“ (S. 142ff). Im ersten Teil werden nochmals grundlegende Begriffe und Anwendungen der Statistik im Umgang mit Zahlen vermittelt. Das geschieht allerdings nicht lehrbuchhaft, sondern bereits an eingängigen Beispielen, wie sie auch im späteren Verlauf des Buches immer wieder eindrucksvoll dargelegt werden. Das Interesse wird von Anfang an geweckt und dürfte auch Mathe-Muffel nicht verschrecken. Im zweiten Teil wird es noch interessanter, weil hier jedem Menschen, der Medien konsumiert=alle, anhand der Beispiele schnell eigene Erfahrungen einfallen, wo eine Schlagzeile so dramatisch klang, als stünde das Ende der Gesellschaft, Gesundheit, des Wohlstands oder ganzen Welt bevor. Sehr hilfreich und verständlich sind dabei immer wieder die Anwendungen des „Häufigkeitsbaumes“, mit dem sich Erwartungswerte und Risiken sehr anschaulich einordnen lassen. Das ist keinesfalls trivial, wenn man dazu den in der Wahrscheinlichkeitsrechnung zur Anwendung kommenden „Satz von Bayes“ als Formel vor sich stehen hat. Mit dem Häufigkeitsbaum lässt sich manch knifflige Fragegestellung zum Beispiel zur tatsächlichen Erfolgsquote von künstlicher Intelligenz bei der Gesichtserkennung oder HIV-Tests und anderen Screenings auflösen. Im letzten Teil geht es dann nochmal um ganz alltägliche Situationen, in denen wir mit etwas Zahlenkompetenz Informationen besser auswerten und nutzen können, um informierte Entscheidungen zu treffen. Das Buch lässt sich sehr gut und rasch lesen und ist auch unterhaltsam geschrieben. Es liefert viele AHA-Momente und lässt ein ums andere Mal erkennen, dass Statistik letztlich sogar ein Stück weit philosophischer Natur ist, dann worum es eigentlich immer geht, ist dem wahren Wert ein Stück näher zu kommen …