Kapital und Ideologie
Umfassend und aktuell – man kann nicht nicht-ideologisch sein
Das Buch ist aufgrund von zwei Tatsachen keine einfache Lektüre: Mit 1.281 Seiten ist der Umfang zwar dem Thema angemessen, aber verlangt ein langes Durchhaltevermögen. Zweitens ist das Thema sehr komplex und der Autor führt durch eine Vielzahl historischer, religiöser, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zusammenhänge, die in unterschiedlichen Nationalstaaten stattgefunden haben, um dann auch immer wieder vergleichende Bezüge zwischen diesen Beispielen herzustellen. Das Wissen, das in diesem Buch vermittelt wird, ist enorm und auf den meisten Seiten sind zusätzliche Fußnoten vermerkt, die es sich oftmals ebenfalls lohnt zu lesen. Außerdem stellt der Autor nochmals zahlreiche Hintergrundinformationen und Rohdaten zu Abbildungen und anderen Inhalten auf einer eigenen Website zur Verfügung. Das bietet allerdings auch wiederum die Möglichkeit, tief in die Materie einzutauchen, was auch nötig ist, um zu verstehen, warum wir heute da stehen, wo wir stehen. Und welche Möglichkeiten bestehen, um die weltweite, aber auch auf nationaler Ebene bestehende Ungleichheit zur reduzieren. Das Buch untergliederst sich dementsprechend nach einer Einleitung (S. 13ff) in drei vier Teile: „Ungleichheitsregime in der Geschichte“ (S. 77ff), „Die Sklaven- und Kolonialgesellschaften“ (S. 261ff), „Die große Transformation im 20. Jhd.“ (S. 525ff) und „Neues Nachdenken für die Dimensionen des politischen Konflikts“ (S. 897ff). Inhaltlich kann zusammenfassend sagen: Mangelnde gesellschaftliche Beteiligung führt zu Ungleichheit, Ungleichheit führt zu Interessenskonflikten und Machtkonzentration führt zu gesellschaftspolitischen Gegenpositionen oder Gefolgschaft und letztlich zum „Kampf der Ideologien“, unabhängig davon welche davon gerade vorherrscht. Ob Kommunismus oder Kapitalismus, Bauern- oder Ständegesellschaft, Kastensystem oder Arbeitervolk – das Buch liefert zu nahezu allen schon erprobten Ideologien einen sachlichen Befund mit Hinblick auf die gesellschaftliche Gerechtigkeitsfrage und wie bzw. ob die unterschiedlichen Lösungsansätze funktioniert haben, funktionieren könnten oder wie diese neu gedacht werden müssten. Eine Empfehlung für alle, die sich mit Gesellschaft, Politik und Wirtschaft beschäftigen …