Poor Economics
Das Buch zeigt: Armut ist zugleich die Ursache und Folge zahlreicher Missstände
Armut hat viele Ursachen und kann viele Folgen verursachen, die in der öffentlichen Debatte je nach Absender oftmals aus Unkenntnis oder auch Verzerrung von Ursachen und Folgen unvollständig dargestellt werden, um fehlgeleitetes politisches und/oder gesellschaftliches Handeln zu rechtfertigen. Das Buch orientiert sich daher am theoretischen Fixpunkt der sogenannten „Armutsfalle“. Bildlich gesprochen steht sie für die Frage, warum Menschen es so schwer haben oder es ihnen so schwer gemacht wird, der Armut zu entkommen. Dazu haben die Autoren zwei große Einflussbereiche identifiziert, die sie in mehreren Unterkapiteln mit zahlreichen Studien näher beschreiben. Diese zwei Einflussbereiche sind Teil 1 und Teil 2 des Buches: „Das private Leben“ (ab S. 37) und „Das institutionelle und gesellschaftliche Umfeld“ (ab S. 179). Im ersten Teil geht es um Hunger (S. 37ff), Gesundheit (S. 65ff), Bildung (S. 103ff) und Familienplanung (S. 143ff) als Armutsursachen und Folgen zugleich. Während anhand von Interventionsstudien gezeigt werden kann, wie hier die von Armut betroffenen Menschen selbst Auswege aus der Armutsfalle finden könnten, ist ein erfolgreicher Versuch neben der individuellen und familiären Entschlusskraft auch davon abhängig, welche Hilfsmittel (z.B. Informations-, Bildungsangebote, Saatgut, Minikredite, Moskitonetze etc.) wie, wann und in welchem Umfang wem (Männern/Frauen, Kindern/Eltern, Vätern/Müttern, Gemeinschaft/Individuum) zur Verfügung gestellt werden, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Diesen vielversprechenden Ansätzen im privaten Leben steht ,das institutionelle und gesellschaftliche Umfeld oftmals hemmend gegenüber, dass die Autoren mit den „3 I“ (S. 34, 335) als den Ursachen für nur sehr langsame Verbesserungen charakterisieren: Inertia, Ideology und Ignorance. Dazu werden im zweiten Teil die Handlungsfelder der Versicherungen (ab S. 179ff), Kredite (S. 208ff), Vermögensaufbau (S. 240ff), Unternehmertum (267ff) und der Politik (S. 304ff) aufgegriffen. Im Ergebnis lautet die Analyse der Autoren, dass es keine Patentlösung gibt (S. 345ff), um die Armutsfalle zu vermeiden oder Menschen aus der Armutsfalle zu holen. Die lokalen Zwangslagen und „3 I“ sind schlichtweg zu unterschiedlich und spezifisch, um für Menschen in Indonesien die gleichen Empfehlungen zu geben, wie in der Sahel-Zone oder in Indien. Ihr Fazit lautet: „Da Wirtschaftswachstum nur mit den vereinten Kräften von Körper und Geist zu machen ist, erscheint es plausibel, dass, nachdem die Initialzündung gegeben ist, die Dinge erst dann richtig ins Laufen kommen, wenn Männer und Frauen ordentlich ausgebildet, gut ernährt und gesund sind, wenn sich Bürger sicher und zuversichtlich genug fühlen, um in ihre Kinder zu investieren und sie ziehen zu lassen, damit sie die neuen Jobs in der Stadt annehmen.“ Und es gilt: „…das Warten auf die Initialzündung erträglicher zu machen“ …