Mythos oder Fakt? »Fleisch verkürzt das Leben«
In diversen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen wird der Narrativ entwickelt, dass Fleisch für negative Gesundheitsfolgen wie zum Beispiel Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen verantwortlich ist. Kurz: Wer weniger Fleisch isst, lebt gesünder und damit länger. Stimmt das?
Zunächst steht fest: Wer gar kein Fleisch isst, lebt deshalb nicht ewig. Dieser logische Umkehrschluss deutet bereits an, dass die Lebenserwartung des Menschen vielfältigen Einflüssen unterliegt, nicht zuletzt unserer biologisch begrenzten Lebensdauer. Doch fangen wir von vorne an.
Fleisch – ein historisches Streitthema
Fleisch war schon immer ein Lebensmittel, an dem sich die Geister geschie-den haben. Sicherlich, solange der Alltag des Frühmenschen von der ständigen Suche nach etwas Essbarem geprägt war, wurde nicht lange diskutiert, ob es ethisch zu verantworten sei, ein Tier zu töten, um dessen Fleisch zu essen. Doch spätestens in der Antike, so ist es überliefert, entwickelte sich eine philosophische Denkschule mit Vertretern wie Pythagoras oder Platon, die aus ethischen Motiven für eine fleischfreie Ernährung plädierten. Ebenso zu dieser Zeit entwickelten sich auch religiöse Motive für den Verzicht auf Fleisch, wie am Beispiel des Buddhismus zu erkennen ist. Unabhängig vom kulturellen oder geographischen Raum war und ist Fleisch als Lebensmittel und damit verbunden eine Debatte über das Töten von Tieren für die menschliche Ernährung somit ein Aspekt des menschlichen Erkenntnispro-zesses und -gewinns gewesen. Selbstverständlich existierten dazu auch entsprechende Gegenströmungen jeglicher Art: Religionen, die das Opfern von Tieren vorschreiben. Philosophische Denkschulen wie der Utilitarismus, die das Töten von Tieren zum Zweck der Ernährung als legitim betrachten. Landwirtschaftliche Programme, die zur Erzeugung von ausreichend Grundnahrungsmitteln für die Bevölkerung aufgesetzt wurden …