Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
Gut erklärt, locker geschrieben mit einer Prise Unschärfe
Zur Debatte stehen in dem Buch „Die Legalisierung von Drogen“ (S. 15ff), „Videospiele und Gewalt“ (S. 48ff), „Gender Pay Gap“ (S. 89ff), „Big Pharma vs. Alternative Medizin“ (S. 114ff), „Wie sicher sind Impfungen“ (S. 169ff), „Die Erblichkeit von Intelligenz“ (S. 200ff), „Warum denken Frauen und Männer unterschiedlich“ (S. 247ff) und „Sind Tierversuche ethisch vertretbar?“ (S. 281ff). Das letzte Kapitel liefert dann nochmal die Perspektive der Autorin, wie ein wissenschaftlicher Diskurs aussehen sollte (S. 315ff). Hier dürfte für jeden etwas dabei sein, der sich für aktuelle Debatten interessiert und sich über eine möglichst fundierte Einordnung freut. Was sowohl Lesern mit einem wissenschaftlichen Hintergrund als auch ohne Vorwissen auffallen dürfte, sind die für ein populärwissenschaftliches Sachbuch sehr ausführlichen Erklärungen methodischer und statistischer Grundlagen mit vielen erklärenden Abbildungen. Zum Beispiel die Bedeutung und Unterschiede von Korrelation und Kausalität (S. 62ff), die in Zeiten von Fake-News nicht oft genug erläutert werden kann. Was ein Korrelationskoeffizient bedeutet (S. 206ff). Oder was statistische Signifikanz und Effektgrößen für die Relevanz und Kommunikationswert von Forschungsergebnissen in unserem Alltag (Risikobewertung) bedeuten (S. 249ff). Gerade in der Medienlandschaft und auch in populärwissenschaftlicher Ratgeberliteratur werden oftmals übertriebene Botschaften formuliert, obwohl die Effekte für den Einzelnen kaum spürbar oder relevant sein dürften. Oder es werden eben auch schlicht falsche Informationen in Umlauf gebracht, die manipulativen Charakter haben. Methodisch werden in jedem Themenfeld im Text oder auch Info-Boxen ausführliche Informationen gegeben, die dabei helfen, die Argumentationslinie der Autorin nachzuvollziehen, zum Beispiel die Phasen der Arzneimittelentwicklung (S. 129ff) oder die berühmte Konsens-„Studie“, die ergab, dass 97 % der Klimaforscher sich einig sind, dass der Klimawandel menschengemacht ist (S. 324ff). Bei aller Exaktheit, die durch die ausführlichen Schilderungen der Autorin vermittelt wird, muss sich Mai Thi allerdings auch an ihren eigenen Ansprüchen messen lassen – und die sind bekanntlich hoch…