The China-Study
Falscher Titel, aber Impulse für die Diskussion
Das Buch ist mir in einem veganen Hotel in die Hände gefallen. Ich bin kein Veganer, aber ernähre mich ausgewogen und finde die vegane Küche ungeachtet der ideologischen Ausrichtung kreativ und schmackhaft, wobei ich damit nicht sämtliche Wurstsurrogate, Milchersatz oder sonstige Pampe meine, sondern aus echten pflanzlichen Lebensmitteln hergestellte Speisen, die es so und in dem Variantenreichtum vorher nicht gab.
Campbell‘s Buch wird bereits seit Erscheinen als Kronzeuge für die gesundheitlichen Vorteile des Veganismus oder zumindest des Vegetarismus vorgetragen, was sich anhand der titeltragenden China-Study nicht ableiten lässt. Warum? Die China-Study ist eine sogenannte ökologische Studie, was Campbell auch anmerkt. Die Daten zum Ernährungsstatus (Verzehr und Biomarker) wurden 1983 erhoben und anschließend mit dem Auftreten von bestimmten Todesursachen statistisch ausgewertet, welche allerdings erst im Zeitraum von 1973-1975 erfasst wurden. Also gut 10 Jahre später. Die genauen Zeiträume werden im Buch übrigens kein einziges Mal erwähnt. Nur, dass es sich mit 6.500 erfassten Teilnehmern und 285 erhobenen Biomarkern um die größte Studie dieser Art handelt(e), was im übrigen für die damalige Zeit auch stimmt. Allerdings ist die Teilnehmerzahl kein alleiniges Indiz für die Qualität der Daten wie auch die Anzahl der Biomarker nicht. Für heutige Maßstäbe wäre der Umfang „normal“. Campbell schreibt mehrfach, dass die New York Times über die Studien berichtete und damit soll anscheinend die Gewichtigkeit der Ergebnisse untermauert werden. Die Studie wurde jedoch nur in einer Monographie veröffentlicht und nicht in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift, die gewisse Qualitätskriterien im Studiendesign voraussetzen…